
Von 1994 – 2019
Regionalität als Prinzip
1994 – die zweite Bundestagswahl nach der Wiedervereinigung beschert Helmut Kohl eine weitere Amtsperiode, der Eurotunnel zwischen Calais in Frankreich und Folkestone in England wird für den Personenverkehr freigegeben und in den Charts der meistverkauften Musikalben finden sich Künstler wie Phil Collins, Bryan Adams, Mariah Carrey und Marius Müller-Westernhagen. In diesem Jahr gründet der damals 25-jährige Markus Kneissl-Stettner in Schwindegg, einer ländlichen Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Mühldorf, sein erstes eigenes Unternehmen – die Kneissl-Stettner Computersysteme, ein kleines IT-Systemhaus. Landwirte zählen zu den ersten Kunden des jungen Unternehmers. »Vom Landwirtschaftsministerium gab es damals Förderprogramme, um den Einzug der EDV in der Land- und Forstwirtschaft zu forcieren. Ich bin selbst auf einem Hof aufgewachsen, wusste, was Landwirte beruflich beschäftigt und sprach ihre Sprache, das hat mir den Einstieg erleichtert«, erinnert sich Kneissl-Stettner.

Sechs Jahre später überführt Kneissl-Stettner sein inhabergeführtes Unternehmen bereits in eine kleine Aktiengesellschaft – die visionary people AG. Anstelle von Hardware-Verkauf soll pünktlich zur Jahrtausendwende IT-Dienstleistung den neuen Unternehmensschwerpunkt bilden. Etwa zeitgleich gründet ein anderer junger bayerischer IT-Enthusiast seine erste eigene Firma: Wolfgang Asbeck, eröffnet 1999 in Reisbach, ein Markt im niederbayerischen Landkreis Dingolfing-Landau, die Asbeck Systemhaus GmbH. Kneissl-Stettner und Asbeck sind aus ähnlichem Holz geschnitzt. Beide Unternehmer weiten ihren Kundenkreis aus, expandieren auch ins benachbarte Österreich. Man weiß voneinander, kennt sich und konkurriert gelegentlich um Aufträge. 2008 ist es schließlich so weit, die Wettbewerber beschließen zu fusionieren. Aus der Asbeck Systemhaus GmbH und der visionary people AG wird die S.WERK Informationstechnologie. Kneissl-Stettner und Asbeck führen das Unternehmen mit Hauptsitz in Landau an der Isar gemeinsam als Rechenzentrum und Systemhaus.

Die S.WERK betreut heute mittelständische Kunden in Bayern und Österreich — von der Technologie-Beratung über die Beschaffung und Implementierung von Hard- und Software-Produkten, die Planung und Realisierung von IT-Projekten bis hin zum Voll- oder Teilbetrieb der IT durch Managed Services. »Bei der Konzeption unseres Dienstleistungsangebots kam uns meine lange Erfahrung im Bereich Managed Services zu Gute. Ich hatte entsprechende Angebote im Portfolio, da gab es den heute dafür gängigen Begriff noch gar nicht«, berichtet Kneissl-Stettner.
Die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe und nachhaltiges Wirtschaften gehören zu den Prinzipien der beiden Unternehmer. Doch wie kommt man auf dem Land an kompetente Mitarbeiter, noch dazu in einer Branche, die händeringend nach Fachkräften sucht? Kneissl-Stettner ist überzeugt: »Mit dem Mangel an qualifizierten Kräften ist grundsätzlich jedes Unternehmen konfrontiert. Strukturnachteile auf dem Land sind nicht zu leugnen. Wenn man aber qualifizierte Menschen gefunden hat, die zum Unternehmen passen, legen diese häufig eine hohe Loyalität an den Tag und bleiben länger als in der Großstadt.«